Erster Segeltörn mit Kids

Musik: Wellerman Piano Cover by Paul Hankinson

Um Stress bei der Anreise zu vermeiden, sind wir schon am frühen Freitagmorgen losgefahren und haben dann in Šibenik direkt an der Marina übernachtet. Wir wollten in jedem Fall vor 7 Uhr durch München durch und an besten auch hinter Rosenheim sein. Daher haben wir das Auto am Donnerstagabend gepackt und sind dann um 4 Uhr los. Das frühe Aufstehen hat sich dann auch gelohnt: wir sind ohne jeden Stau durchgekommen und waren trotz einiger Pausen ca. 15:30 Uhr an der Marina Mandalina.

Der Samstag verlief dann dafür etwas zäh: wir hatten zwar „early-checkin“ gebucht und sollten die Yacht somit um 13 Uhr übernehmen – doch die Standortleiterin des Vercharterers World-Yachting hatte offensichtlich andere wichtige Termine und das Büro war nicht besetzt. Manuel, unser Skipper von Yacht-Urlaub.net, war auch schon ab 11 Uhr vor Ort und hielt tapfer die Stellung im Büro von World-Yachting, während wir uns die Zeit mit Spaziergängen durch die Marina und im Restaurant derselben vertrieben.

Um ca. 14 Uhr duften wir dann endlich auf „unserer“ Liya, einer 2015 gebauten Elan Impression 45, einziehen. Als erstes wurden die Kabinen verteilt (unsere beiden fünfjährigen Piraten-Kapitäninnen Elin und Lucia erhielten die „Eigner-Kabine“ im Vorschiff), dann teilte sich die Crew: die eine Hälfte räumte die Autos aus und verstaute alles im Schiff, sie andere Hälfte ging Einkaufen. Die Einkaufsliste hatten wir zum Glück schon bei der Törnplanung vorbereitet. Einziges Manko: da wir noch am Abend auslaufen wollten, nun aber später dran waren als geplant, entschieden wir uns, im Supermarkt der Marina einzukaufen. Vor allem beim Fleisch, Käse und Wurst war die Auswahl jedoch etwas bescheiden – hier hätte sich die Fahrt zum nächsten großen Supermarkt wohl doch gelohnt.

Kurz nach 17 Uhr hieß es dann „Leinen los“, und unter Maschine ging es ca. 8 Seemeilen bis zu der kleinen unbewohnten Insel Krbela Vela, vor der wir in einer kleinen Bucht vor Anker gingen. Hier hatte unser Skipper Manuel dann gleich seine erste Bewährungsprobe: denn während der Großteil der Crew bereits am Abendessen zubereiten war, flog gleich beim ersten Versuch den Anker fallen zu lassen, die Sicherung der motorischen Ankerwinsch. Zum Glück war eine Ersatz-Sicherung an Bord und die Winsch funktionierte dann auch wieder, doch bei richtig Wind wäre das wohl spannend geworden.

Nach einer ruhigen Nacht in der gemütlichen Koje, startete der nächste Morgen dann mit leckeren Spanischen Bocadillos zum Frühstück im sonnigen Cockpit. Danach war erst einmal ausgiebig schwimmen und plantschen im herrlichen, türkis-blauen, klaren Wasser angesagt. Auch das SUP, das wir und als Extra ausgeliehen hatte, wurde das erste Mal zu Wasser gelassen. Hier wäre es allerdings besser gewesen, wir hätten dieses bei der Übergabe der Yacht kontrolliert, denn es war in einem nur mäßigen Zustand – für unsere Zwecke hat es dann aber gereicht.

Erst gegen 14 Uhr haben wir dann ganz vorsichtig den Anker aufgeholt, da der Schreck mit der Sicherung vom Abend davor noch im Bewusstsein war. Diese funktionierte jedoch den restlichen Törn über problemlos, wir wurden stattdessen mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: unserem Wasserverbrauch! Der Frischwassertank der Liya fasst ca. 700 Liter. Wir hatten Abends gekocht, Geschirr abgewaschen, geduscht und am Vormittag nach dem Schwimmen noch einmal geduscht – und auf einmal zeigte die Füllstandanzeige auf dem Elektrik-Paneel am Kartentisch nur noch 20% an. Klar, wir waren fünf Erwachsene und zwei Kinder – trotzdem hat es uns sehr drastisch vor Augen geführt, was für einen Wasserverbrauch wir haben. Es hat die nächsten Tage dann aber auch gezeigt, wie viel man sparen kann, wenn man bewusst mit der Ressource Wasser umgeht, ohne dass man zu große Einschränkungen in Kauf nehmen muss – z.B. kann man Geschirr sehr gut auch auf der Badeplattform mit Seewasser reinigen und muss dann nur noch minimal mit Süßwasser nachspülen.

Jetzt mussten wir jedoch erst einmal umplanen und einen Hafen ansteuern, um den Wassertank wieder zu füllen. Immerhin kam gegen 15:30 Uhr dann etwas Wind auf, so dass wir auf dem Weg zur Insel Kaprije das erste Mal die Segel setzen konnten. Kurz vor 17 Uhr legten wir dann an dem kleinen Hafen des gleichnamigen Ortes an. Da es sich um einen öffentlichen Hafen und keine Marina handelt, gibt es dort keine sanitären Anlagen, dafür aber ein paar Lebensmittel-Läden (z.B. frisches Brot) und einige nette Restaurants in unmittelbarer Nähe. In einem davon sind wir dann auch zum Abendessen gelandet, nachdem sich die Kinder bei einem Spaziergang am Hafen/Ufer entlang ausgetobt hatten. Zuletzt haben wir den Tag dann mit einem kühlen Getränk im Cockpit der Liya ausklingen lassen, dabei noch einer Fähre beim An- und Ablegen zugeschaut und den schönen, etwas melancholischen Liedern gelauscht, die die Kroatische Crew des Nachbarbootes mit Gitarre und Gesang zu besten gab.

Der Montag startete dann sehr gemütlich, mit frischem Brot vom Bäcker und spätem Frühstück an Bord. Nachdem die Kinder noch ein Eis im Hafen gegessen hatten ging es gegen 12 Uhr weiter. Elin und Lucia übten sich dabei im Trimm des Vorsegels und waren abwechselnd an der Winsch. Dazu war der leichte Wind ideal, trotzdem wäre es aus seglerischer Sicht vermutlich besser gewesen, früher abzulegen, denn der Wind wurde im laufe des Nachmittags immer schwächer und als wir auf der Südwest-Seite der Insel Zirje waren, mussten wir das restliche Stück bis zu unserer Ankerbucht für die kommende Nacht motoren. In der Bucht Uvala Stupica machten wir dann ca. 15:30 Uhr an einer Mooring-Boje fest. Der Großteil der Crew setzte danach mit dem Dinghi auf die Insel Zirje über und erkundete die Gegend. Dabei war es ein Glück, dass Manuel seinen eigenen Elektro-Motor dabei hatte, denn auf der Yacht verfügbare Zweitakt-Außenborder funktionierte nur sehr unzuverlässig.

Während die Anderen an Land waren, konnte ich dann in Ruhe kochen und der Abend ging dann mit Hackfleisch-Spaghetti und einem guten Wein zu Ende. Die Yacht hatte keine Cockpit-Beleuchtung und in so einer Bucht ist es, wenn der Mond nicht gerade scheint, stockdunkel. Manuel hatte eine Akku Tischlampe dabei, die uns hier gerettet hat – für zukünftige Törns werden wir auch so etwas mitbringen!

Am Dienstag haben wir es dann früher aus der Koje geschafft und waren um 10 Uhr bereits unter Segeln unterwegs – das „frühe“ aufstehen hatte sich gelohnt und wir hatten ideale Bedingungen zum segeln. Die Kinder waren mit Schwimmweste auf dem Vordeck und hatten einen Riesen Spaß dabei, sich von der Gischt nass spritzen zu lassen (die Erwachsenen auch). Leider war der Spaß viel zu schnell vorbei und um 13 Uhr war der Wind wieder soweit eingeschlafen, dass wir die Maschine nutzen mussten – was immerhin für die Batterien mit Hinblick auf den nächsten Abend in einer Bucht und ohne Landanschluss von Vorteil war.

Am späten Nachmittag kamen wir dann in den Kornaten an und fanden vor der Insel Kornati eine geschützte Bucht zum ankern. Da für die Nacht das Einsetzen der Bora angesagt war, haben wir als zusätzliche Sicherheit zwei Landleinen vom Heck der Liya ausgebracht. Das war allerdings leichter gesagt als getan: da das Wasser zur Küste hin schnell sehr flach wurde, wollten wir den Außenborder nicht verwenden, also rudern. Auch wenn die beiden Paddel die wir für das Dinghi hatten, stark unterschiedlich lang waren, sind wir am Abend davor ganz gut auf diese Weise vorangekommen. Nur eben nicht mit zwei Leinen, die wir durchs Wasser ziehen mussten und dazu noch gegen den leichten, ablandigen Wind! Irgendwann hieß es dann, Schuhe aus, ins Wasser steigen und das Dinghi vorsichtig an spitzen Steinen und vielen Seeigeln vorbei an Land ziehen – gut, dass das Wasser so klar war. Insgesamt hat die Aktion dann über eine Stunde gedauert und wir waren nachher schwer stolz auf uns, dass wir das doch so prima hinbekommen haben.

Als kulinarisches Highlight des Törns gab es an diesem Abend dann selbst gemacht chinesische Maultaschen auf einer kleinen Segeljacht in einer Bucht mitten in den Kornaten. Das war auch für unseren törnerfahrenen Skipper Manuel mal etwas Neues.

Wir hatten für den Törn vorab geplant, wer was kocht und spezielle Zutaten sowie Kochgeschirr von Zuhause mitgebracht – das ist ein großer Vorteil, wenn man mit dem Auto anreist und erspart Stress, sowohl beim Einkaufen vor Ort als auch bei der Abstimmung wer jetzt was kocht. Allerdings war uns nicht klar, dass wir von manchen Buchten aus auch nette Restaurants in Dinghi-Reichweite gehabt hätten. Das nächste Mal würden wir daher wohl ein- oder zweimal mehr Essen gehen.

Am anderen morgen holten wir nach dem Frühstück die Landleinen ein und nutzten die Gelegenheit, die Insel noch etwas zu Fuß zu erkunden. Das Einholen der Leinen war im übrigen problemlos, da man sich daran einfach zum Boot zurückziehen kann und das lose Ende dabei ins Dinghi fallen lässt. Die Bora hatte sich nicht blicken lassen und war nun für den kommenden Tag angesagt. Statt zu viel Wind hatten wir den ganzen Tag quasi Flaute.

Nach einer kurzen Fahrt unter Maschine, machten wir um die Mittagszeit dann einen Zwischenstopp vor einem wunderschönen Strand auf der Insel Levrnaka. Ein Teil der Crew wanderte auf die Höhe oberhalb der Bucht und genoss den wunderschönen Ausblick über die Kornaten, während die übrigen die Gelegenheit zum schwimmen und plantschen nutzten.

Kurz vor 14 Uhr sind wir dann weiter motort, vorbei am malerischen Leuchtturm Sestrice und durch die Meerenge bei Villa Rustica zur Insel Pasman, wo wir in einer geschützten Bucht vor Anker gingen. Dort sinf wir dann noch einmal ausgiebig schwimmen und standup-paddeln gegangen, bevor der Abend mit einem schönen Abendessen im Cockpit zu Ende ging.

Am Donnerstagmorgen war sie dann da, die Bora. Da wir eine gute Strecke vor uns hatten, sind wir früh aufgestanden und sind nach einem schnellen Frühstück bereits kurz nach 8 Uhr aufgebrochen. Nachdem wir unsere Bucht bei noch moderatem Wind verlassen hatten, hatten wir eine Stunde später fast 25 Knoten TWS mit Böen bis 38 Knoten ziemlich genau aus 90 Grad von Backbord. Ruder und Großschot wurden nun aktiv gefahren, wobei letzteres mit der Winsch auf dem Kajütendach ziemlich unkomfortabel war: es gab keine Position, die gleichzeitig sicheren Halt beim dicht holen und eine bequeme Steh- bzw. Sitzposition gewährleistete. Nachdem die meisten Cruising-Yachten die Winsch für die Großschot an dieser Stelle haben, muss es aber irgendwie an uns gelegen haben – vielleicht fährt man die Großschot bei einem solchen Schiff auch einfach nicht so aktiv wie auf einer Jolle.

Nach ca. 20 Seemeilen, die richtig Spaß gemacht haben, mussten wir dann den Kurs ändern, um durch den Kanal Richtung Šibenik zu kommen. Der Wind kam dadurch leider fast von vorne und da aufkreuzen gegen die Bora keine wirkliche Option war, musste den Rest des Tages wieder der Diesel schieben. Die nächsten Stunden fuhren wir zunächst durch Krka-Canyon flußaufwärts, der sich dann zum Prukljan-See hin öffnete. Von der Bora war hier nichts mehr zu spüren, im Gegenteil: es gab gar keinen Wind! Am anderen Ende des Sees lag dann unser Ziel für Heute, die Marina von Skradin, die wir nach 6 Stunden fahrt um 15:45 Uhr erreichten.

Nach dem ersten Tag unseres Törns hatten wir unseren Frischwasserverbrauch so gut optimiert, dass wir die letzten drei Nächte in schönen Ankerbuchten verbringen konnten. Jetzt freute sich aber doch die gesamte Crew über die sehr guten, sauberen Waschräume in der Marina und eine ausgiebige Dusche! Danach ging es zum Abendessen in ein leckeres kleines Fisch-Restaurant in den Gassen von Skradin, das wir ohne Manuels Connections wohl nicht entdeckt hätten. Allerdings gab es nur Tische draußen und es wurde am Abend doch schnell ziemlich kalt, so dass wir nach dem Essen relativ schnell den Rückzug auf die Liya angetreten sind.

Am Freitagvormittag sind wir dann noch mit einem kleinen Ausflugsboot zu den Krka-Wasserfällen. Bis Januar 2021 durfte man in den schönen Becken der Wasserfälle auch baden, schade – dafür kann man jetzt vermutlich schönere Fotos machen und für die Natur dürfte es in jedem Fall besser so sein. Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Wieder zurück an Bord der Liya ging es auch schon zurück zur Marina Mandalina. Auf dem Weg haben wir noch einmal ausgiebig gebadet: diesmal in Süßwasser des Prukljan-Sees. Dort haben wir das SUP dann auch noch als eine Art Wasser-Ski benutzt und mit der Yacht hinter uns hergezogen. Schade, dass die Zeit ausging, denn wir wollten auf jeden Fall rechtzeitig vor dem großen Andrang der anderen, wieder zurück kehrenden Charter-Boote, an der Bootstankstelle von Šibenik sein. Trotzdem haben wir noch einen kurzen Stopp eingelegt und von einer der Muschel-Farmen auf dem Fluss Miesmuscheln zum Abendessen gekauft. Gesegelt sind wir leider an diesem Tag nicht mehr.

Die Muscheln haben wir dann quasi parallel zum Boot ausräumen und Packen als letztes Abendessen an Bord gekocht und, da zu wenig, mit Pizza aus dem Restaurant der Marina ergänzt. Mit diesem spektakulären Mal zwischen halb gepackten Taschen endete dann unser Törn auch schon wieder, gefühlt viel zu früh: wir hatten uns gerade erst an das Leben an Bord gewöhnt!

Die letzte Nacht an Bord endete früh: um 9 Uhr musste das Boot zurückgegeben sein. Also alles vollends ausräumen und in die Autos packen. Frühstück gab es danach – dort wo der Segeltörn irgendwie auch begonnen hatte: im Restaurant der Marina.

Route

Prolog

Insgesamt waren alle von unserer Segelreise begeistert – und zumindest unsere Tochter Lucia malt seitdem Segelschiffe, spielt Skipper/Pirat oder hört die Seemannslieder auf einer ihrer Kinder-CDs rauf und runter 🙂

Das einzige echte Problem was wir hatten, waren die Toiletten – die Handpumpen der Spülung waren so schwergängig, dass es selbst für Erwachsene etwas mühsam war und die Kinder keine Chance hatten diese zu bedienen. Das führte dazu, dass Letztere z.T. Nachts dastanden und Hilfe brauchten. Für den nächsten Törn mit Familie würde ich hier lieber etwas mehr zahlen und ein Schiff mit elektrischen Toiletten nehmen.

Außerdem ließ sich die Tür des Haupt-Bades neben dem Niedergang nicht richtig schließen. Das mag für eine reine Männer-Crew ok sein – mit gemischter Crew die nicht aus einer Familie stammt ist das dann doch, freundlich ausgedrückt, etwas suboptimal. Auf so etwas werde ich das nächste Mal bei der Übergabe der Yacht achten: das Problem hätte der Techniker des Vercharterers vermutlich relativ schnell behoben gehabt.

Wir hatten über weite Strecken ziemlich wenig Wind. Für die Liya gab es nur einen optionalen Spinnaker als Leichtwindsegel – das hätten wir mit unerfahrener Crew nicht geschafft. Mit einem Gennaker wären wir nach etwas Übung bei unkritischen Windbedingungen aber evtl. schon fertig geworden. Zumindest hätte er ein deutliches plus an „Segel-Action“ und Einbindung der Crew gebracht. Vielleicht würde ich also beim nächsten Mal nach einem Boot mit dieser Option suchen

So eine Selbststeueranlage ist eine tolle Sache – im Nachhinein betrachtet, hätte es vielleicht aber auch ein mehr an Spaß und Identifikation mit dem Thema Segeln gebracht, die Crew reihum am Ruder Wache gehen zu lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert